Frische Milch einfach auf Knopfdruck

Familie Lässer vermarktet ihre Produkte fast zur Gänze selbst.
Auf dem Schlössle-Hof von Stefan und Jeanette Lässer herrscht reger Betrieb. Fast im Minutentakt treffen Kundschaften in der Hofeinfahrt ein, um sich an einem der vielen Waren-Automaten zu bedienen. Eine ältere Dame hat ihre eigene Milchkanne mitgebracht. Sie füllt diese am Frischmilch-Automaten selbst ab. „Das ist komplett unbehandelte Rohmilch, die lediglich durch einen Filter gelaufen ist“, erklärt Stefan Lässer. Daneben stehen Waren-Automaten mit pasteurisierter Milch, die bereits in Flaschen abgefüllt ist, sowie Joghurt, Topfen, Käse, Butter, Frischkäse und Eiern. Kalbs- und Rindfleisch, Hamburger-Patties und die dazugehörigen Brote sind in einem Tiefkühl-Automaten.

Aber auch Wurstwaren, naturbelassene Säfte sowie Kartoffeln von einem benachbarten Landwirt sind auf dem Hof rund um die Uhr erhältlich. Berührungsängste mit den Automaten hat auch die ältere Generation nicht. „Wenn jemand Hilfe benötigt, helfen sich die Kunden oft gegenseitig“, berichtet der 41-Jährige.
Direktvermarktung
Seit mittlerweile 17 Jahren setzt man bei Familie Lässer auf Direktvermarktung. Zunächst wurden die Erzeugnisse im eigenen Hofladen verkauft, vor acht Jahren kam dann der erste Automat auf den Schlössle-Hof. „Der Automat wurde gleich so gut angenommen, dass ich sofort den zweiten bestellt habe.“ Mittlerweile stehen sechs Automaten auf dem Hof, zwei weitere sind im Zentrum von Hard aufgestellt. „Ich könnte doppelt so viele haben, aber leider fehlt es mir derzeit noch am Platz“, bedauert Stefan Lässer.
Drei Generationen
Der Schlössle-Hof, der in Mittelweiherburg, am Ortsrand von Hard liegt, wird seit 1962 von Familie Lässer als Pachtbetrieb bewirtschaftet. „Damals wurde eine Großfamilie für das großflächige landwirtschaftliche Anwesen gesucht. Mein Opa hat den Zuschlag bekommen und ist mit seiner Familie von Hittisau hergezogen“, erzählt Stefan Lässer. Er selbst übernahm den Betrieb vor drei Jahren von seinen Eltern, ist aber insgesamt schon rund 20 Jahre auf dem Hof tätig. „Nach einer Ausbildung als Mechaniker-Meister bin ich in den elterlichen Betrieb eingestiegen“.

Für ihn war immer schon klar, dass er den Hof einmal übernimmt: „Ich bin hier aufgewachsen und habe als Kind schon gerne im Stall geholfen.“ Wie auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben leben und arbeiten auch auf dem Schlössle-Hof mehrere Generationen zusammen. „Meine Eltern sind immer noch mit vollem Einsatz dabei. Mein Papa steht jeden Tag im Stall und meine Mama versorgt uns alle mit selbstgekochtem Essen“, sagt der engagierte Landwirt, der gemeinsam mit seiner Frau und den drei Buben im selben Haus wie seine Eltern wohnt. „Ein gutes Miteinander zwischen Jung und Alt ist uns sehr wichtig.“

Dietmar
Stiplovsek
Während der Bauernhof von Familie Lässer jahrzehntelang als reiner Milchvieh-Betrieb geführt wurde, hat man inzwischen gleich mehrere Standbeine. Auch heute werden noch rund 30 Milchkühe gehalten. Doch im Unterschied zu früher wird ein Großteil der Milch selbst verarbeitet und verkauft. Zudem wurde die Milchleistung reduziert. Sie liegt nun jährlich bei knapp 6000 Liter pro Kuh. Zum Vergleich: Es gibt etliche Betriebe, die fast die doppelte Menge erreichen.

Dietmar
Stiplovsek
„Mir ist die Langlebigkeit und die Gesundheit der Tiere sehr wichtig“, betont Lässer. Seine Kühe bekommen nur das zu fressen, was hier wächst, also Gras und Heu. Auf Kraftfutter wird bewusst verzichtet. Das Resultat zeigt sich in der Qualität der Milch und der daraus erzeugten Produkte: „Ich bekomme viele positiven Rückmeldungen von Kunden, die ansonsten keine Milch vertragen.“, freut sich der Landwirt.
Keine Abfallprodukte
Auch ein Stier einer Mastrasse wird auf dem Hof gehalten. Das Fleisch der Kälber und Rinder wird von Familie Lässer ebenfalls selbst vermarktet. Großen Wert legt man auf dem Schlössle-Hof darauf, dass es keine Abfallprodukte gibt. So werden beim Kalb selbst Knochen und Sehnen verwertet. Der daraus entstandene Kalbsjus ist bei den Kunden sehr gefragt.
Das gleiche Prinzip gilt auch bei den fast rund 500 Hühnern, die auf dem Hof leben. Wenn ihre Legeleistung deutlich nachlässt, werden sie geschlachtet und als Suppenhühner verkauft.

Dietmar
Stiplovsek
In Zukunft soll die Produktpalette noch breiter werden, weshalb eine Kooperation mit einem Gemüseanbauer begonnen wurde. Die Flächen sollen möglichst naturnah bewirtschaftet werden. Deshalb wurde wieder auf ökologische Landwirtschaft umgestellt. Der Betrieb war vor einigen Jahren bereits bio-zertifiziert. Die Tatsache, dass seine Bio-Milch mit der konventionellen zusammengeschüttet wurde, veranlasste den jungen Landwirt damals aber dazu, wieder auszusteigen. Ökologisch gewirtschaftet wurde trotzdem immer, wodurch die Umstellung keine großen Veränderungen für den Betrieb mit sich bringt. „Die Zertifizierung dauert zwei Jahre. Im Februar 2022 haben unsere Produkte wieder das Bio-Siegel.“, erklärt Stefan Lässer.
Vierfach produziert
Die regionalen Erzeugnisse vom Schlössle-Hof sind durchaus beliebt. Da die Direktvermarktung sehr zeitaufwändig ist, unterstützen drei fest angestellte Mitarbeiter sowie zwei Aushilfen Familie Lässer. „In der Zeit des Corona-Lockdowns sind wir fast überrannt worden. Wir haben das Vierfache des Normalen produziert.“, erzählt Stefan Lässer.
Um der erhöhten Nachfrage gerecht zu werden, ist Anfang nächstes Jahr ein umfangreicher Um- und Neubau geplant. Dieser soll auch Platz für weitere Waren-Automaten bieten.
Schlössle-Hof
Familie Lässer,
Mittelweiherburg 2, Hard
Telefon: 0664/2126260
Tierbestand: Rund 30 Milchkühe, ein Stier, 500 Hühner, zwei Schweine, zwei Ziegen
Vermarktung: Hofladen, acht Waren-Automaten, ein Rohmilch-Automat