Ausstellung mit vielen Schichten

David Ölz und Lorenz Helfer in der alten Sachsfabrik in Hohenems.
Alte Fabriksgebäude haben an sich bereits einen besonderen Flair, werden diese auch noch künstlerisch bespielt, kann das nur von Vorteil sein – speziell, wenn sich zwei so unterschiedliche Arbeiten gegenüberstehen. Die Sachsfabrik im Hohenemser Collini-Areal wird im Herbst abgerissen, davor haben Lorenz Helfer (geboren 1984) und David Ölz (geboren 1977) den Räumlichkeiten noch einmal Leben eingehaucht. Heute Abend eröffnet Ölz seine kleine Schau „Schichten“ mit Werken, die während des Corona-Lockdowns in seinem Wohnort Wien entstanden sind. Helfer wiederum arbeitete im Juli vor Ort an seinem „Kunstwerk für die Endlichkeit“, das heute mit der Finissage sein endgültiges Gesicht zeigt, und feierlich an den Auftraggeber, die Firma Collini übergeben wird.
Bienenwachs
Auffällig gut fügt sich das Ensemble, das der in Hohenems aufgewachsene Ölz präsentiert, in den Raum ein. Aus der Malerei stammend, wendete er sich im Laufe seines Schaffens vermehrt der Fotografie zu – meist materialbezogen, wie er im Gespräch erklärt. Ein Beispiel dafür ist eine Serie von Polaroids, die er mit Bienenwachs bearbeitete. Das Bienenwachs kehrt in der Arbeit „Schichten“ wieder, welche sich in der Durchführung zum Skulpturalen hin bewegt. Konkret heißt das: Jeden Tag während des Lockdowns fuhr Ölz in sein Atelier, wo er täglich einen aus Leinwänden bestehenden Rahmen mit einer Schicht füllte: abwechselnd eine Schicht Wachs, darauf eine Schicht Beton. Von oben fotografierte er das Objekt.

Zu sehen sind nun zwölf der insgesamt 29 Schichten-Fotografien, die wie gemacht sind für die rissige Fabrikswand. Kleine Details sind auf den Bildern zu erkennen, wie die Reste eines gelben Buntstiftes, der über der Schicht gespitzt wurde. Zur Dokumentation hat Ölz auch einen Index der Serie erstellt, der über einem Heizkörper seinen Platz gefunden hat. Dazwischen hat der Künstler ein Triptychon aus Schalungen platziert. Das Ergebnis des Projekts – die Skulptur – hat Ölz auf ein Objekt gestellt, das er im Dachboden der alten Fabrik gefunden hat. Die Struktur des Metalls habe sein Interesse geweckt, wie er verrät.

Spannend sind die gegensätzlichen Komponenten in diesem Werk: Das weiche Bienenwachs ist ein klassisches Material aus der Natur. Ölz ist damit vertraut: Sein Vater war Imker, wie er erzählt. Beton weckt hingegen Assoziationen als Baustoff der modernen Architektur, und sei umwelttechnisch kritischer, so der Künstler.
Ebenen
Einen weiteren Schritt in seiner künstlerischen Entwicklung hat Helfer gemacht. Sein „Kunstwerk für die Endlichkeit“ sei erst während des Malprozesses entstanden, so der ebenfalls aus Hohenems stammende Künstler. In dem großen Ausstellungsraum malte er direkt auf die gesamte hintere Wand. Durch einen Durchgang gelangt man in einen hinteren Raum, und auch diesen bemalte Helfer. Eine Brandschutztüre wurde mit einem anderen Motiv versehen – und so steht der Betrachter nun drei Bildebenen gegenüber, wenn er vom großen Raum aus auf das Gesamtwerk blickt. Je nach dem Blickwinkel ändert sich auch das Bild – dieser „Raffinesse der Raumsituation“ kam Helfer erst im Prozess auf die Spur. Scheinwerfer im hinteren Raum sollen den Effekt verstärken.
Wie der Künstler bereits bei einem Atelierbesuch verriet, möchte er größere Bilder malen. Mit diesem Projekt sei die Hemmschwelle dazu endgültig überwunden, sagt Helfer. Außerdem sind die Motive noch „wilder und abstrakter“ geworden: diese Entwicklung sieht der er als eine Aufgabe für sein zukünftiges Schaffen an.
Zur Ausstellung
David Ölz. „Schichten“. Finissage am 7. August, 19 Uhr. Vernissage zusammen mit der Finissage von Lorenz Helfer, „Kunstwerk für die Endlichkeit“ heute um 19 Uhr, in der Sachsfabrik im Collini-Areal, Schweizer Straße 65, Hohenems.