Was wir wie bewahren wollen

Sabine Benzer brachte ein Buch über kulturelles Erbe heraus.
Was ist es Wert, nicht vergessen zu werden? Wie gehen wir in der Gegenwart mit den dunklen Stellen in unserer Vergangenheit um? Dies sind nur zwei von vielen Fragen, die in der neuen Publikation „Kulturelles Erbe – Was uns wichtig ist!“ behandelt werden. Die Autorin, Leiterin des Feldkircher Theater am Saumarkt und Herausgeberin des Buchs Sabine Benzer versammelt sieben Expertenstimmen zu diesem spannungsreichen Thema. In Interview-Form gehalten, zeigt das Werk einerseits den Stand der Dinge in der Debatte auf – was ist kulturelles Erbe, wie bewerten und vermitteln wir es heute –, andererseits schafft es auch Raum für Kritik. Eine gute Gelegenheit also, den Blick auf „unser“ kulturelles Erbe mit mehreren Perspektiven zu bereichern.
Schwieriges Erbe
Die deutsche Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann gilt als eine der bedeutendsten gegenwärtigen Forscherinnen in dem Gebiet. Im Gespräch mit Benzer berichtet sie unter anderem von einer veränderten Sichtweise auf das kulturelle Erbe: Im Gegensatz zum Gedanken, das bedrückende Alte müsse beseitigt werden, um dem Neuen Platz zu machen, werde heute das kulturelle Erbe wieder positiv betrachtet, so die These. Dieses solle heute bewahrt und in einem entsprechenden Kontext vermittelt werden.
Im Umgang mit „Difficult Heritage“ (Schwieriges Erbe, Anm.) empfiehlt Assmann einen dialogischen und selbstkritischen Umgang mit den „nationalen Gedächtnisrahmen“ – wie etwa des damaligen heimischen Selbstbildes nach dem Zweiten Weltkrieg, Österreich sei das erste Opfer des Nationalsozialismus gewesen. Die Diskussion um den Abriss von Hitlers Geburtshaus wird als aktuelles Beispiel an anderer Stelle genannt.
„Sura Käs“
Thema ist zudem der verdrängte europäische Kolonialismus. Beinahe radikal wirkt dabei die Sichtweise des schweizer Kultur-Aktivisten Felipe Polanía Rodríguez, der das kollektive Erbe als staats- und institutionsgeleitet im Ganzen ablehnt, und dem das „kollektive Gedächtnis“ gegenüberstellt. Konrad Paul Liessmann wiederum sieht das kulturelle (literarische) Erbe in unserem Bildungssystem als nicht genügend vermittelt, während es sich mit Franz Schuh trefflich über den „Großschriftsteller“ Thomas Mann sprechen lässt. Der Vorarlberger Populärkulturwissenschaftler Bernhard Tschofen spricht über den „Sura Käs“. Beiträge von Sharon Macdonald (über „Difficult Heritage“) und Ruth Wodak (über die Sprache) machen das Werk komplett
Sabine Benzer (Hg.). Kulturelles Erbe – Was uns wichtig ist!“ Folio Verlag, 161 Seiten, 16 Euro.