„Wirtschaftlich ist Winter gelaufen“

Hoffnung auf Wintersaison im Tourismus nicht mehr groß.
Im Oktober war vonseiten des Landes ein ganzes Maßnahmenbündel für die kommende Wintersaison vorgestellt worden. Der „Winterkodex Vorarlberg. Sicher ein guter Winter“ sollte als Unterstützung für eine Tourismussaison dienen, von der klar war, dass sie anders sein würde als die vorangegangenen. Trotz anhaltender Krise war damals noch einiges an Optimismus zu spüren – vielleicht nicht zuletzt aufgrund der Sommersaison, die besser als erwartet verlaufen ist. Ganz weg ist dieser Optimismus noch nicht, wenngleich er mittlerweile einen ziemlichen Dämpfer bekommen hat und nüchternem Pragmatismus gewichen ist.
„Größere Teil liegt vor uns“
Für den Geschäftsführer von Montafon Tourismus Manuel Bitschnau ist es noch zu früh, die Saison komplett abzuschreiben. Der weitere Verlauf hänge sehr stark davon ab, welche Regelungen hierzulande sowie in Deutschland und der Schweiz in den nächsten Wochen gelten, sagt er.
Dezember und Jänner seien nicht die Hauptmonate, gibt Bitschnau zu bedenken. Diese zwei Monate machten rund ein Drittel des üblichen Gesamtumsatzes aus, erklärt er. „Der wirtschaftlich größere Teil liegt noch vor uns.“ Zwei Drittel wären somit noch erreichbar, wenngleich er nicht davon ausgeht, dass das heuer machbar ist. Schätzungen, wie viel es sein könnte, will er keine abgeben.

Mit „fifty-fifty“ bezeichnet Hermann Fercher, Direktor von Lech Zürs Tourismus, derzeit die Chance, dass es doch noch zu einer Wintersaison kommt. Illusionen gibt er sich keinen hin: „Wirtschaftlich ist dieser Winter auf jeden Fall gelaufen.“ Viel hänge jetzt von den Regelungen ab, sagt auch er und: „Es gibt nur eine Chance, den Winterbetrieb aufzunehmen, und zwar mithilfe von Sicherheitsmaßnahmen und Testkapazitäten.“ Er kann sich vorstellen, dass die auch bei der aktuellen 7-Tage-Inzidenz einen sicheren Urlaub ermöglichen könnten.
Der negative Aspekt offenbare sich indes bei einem Blick auf Märkte und Nachfrage, so Fercher weiter. In Hinblick auf die dortige derzeitige Situation „ist die Saison gelaufen“. Allerdings ist der Tourismusdirektor überzeugt, dass gerade die deutschen Gäste auch kommen würden, wenn es grundsätzlich erlaubt wäre. Konkret sieht er die aktuelle Regelung, dass sie hierzulande in Quarantäne müssen und sich erst nach frühestens fünf Tagen freitesten können, als größtes Hindernis. Eine Quarantäne nach der Rückkehr nach Hause würde der Großteil der Gäste der Arlbergregion in Kauf nehmen, glaubt er.
Nicht mehr als 20 Prozent
In der heurigen Wintersaison sind für Fercher indes im Bestfall nicht viel mehr als 20 Prozent des normalen Umsatzes drin. Die Frage werde auch sein, wie viele Betriebe wirklich noch aufsperren, und das hänge wiederum von der Unterstützung durch den Bund ab. „Aber es ist völlig illusorisch, dass irgendeine Öffnung zu irgendeiner Verbesserung beim Jahresumsatz beiträgt.“ Heuer müsse jeder – und damit meint Fercher nicht nur Tourismusbetriebe – in irgendeiner Form schauen, den Haushalt zu konsolidieren.
Hoffnungsschimmer Sonderregelung
Die Frage nach der Chance auf eine ernst zu nehmende Wintersaison beantwortet Elmar Müller von Kleinwalsertal Tourismus mit „sehr gering“. Ein kleiner Hoffnungsschimmer in der Region sei die Sonderregelung mit Deutschland und damit die Möglichkeit, deutsche Gäste zu empfangen. Allerdings sei fraglich, ob die wirklich irgendwann kommen dürfen bzw. wollen. Müller rechnet für die heurige Wintersaison mit Umsatzeinbußen von 75 bis 80 Prozent – und dies auch nur für den Fall, dass irgendwann aufgesperrt werden kann.
„Im Moment stehen noch alle Gewehr bei Fuß, und wir würden gerne öffnen“, schildert er die aktuelle Situation. „Der Strohhalm ist noch da, dass Tourismus zumindest so weit möglich ist, dass das Ganze kostendeckend wird. Wirtschaftlich erfolgreich ist es sicher nicht.“

Für Markus Kegele, Spartenobmann Tourismus in der WKV, sind die politisch Verantwortlichen am Zug. „90 Prozent unserer Gäste sind international, und die Grenzen sind de facto zu“, stellt er fest. „Ich weiß nicht, wie man da ein Hotel führen soll“, so Kegele, der das Hotel und Chalet Mondschein in Stuben führt und Betreiber einer Alpenvereinshütte im Klostertal ist.
Bereits im Herbst habe man einen Plan B für den Fall geschlossener Grenzen verlangt, sagt der Branchenvertreter. Den gebe es bis dato nicht, ärgert er sich. „Und solange die Grenzen zu sind, werden wir die Gäste nicht haben.“ In Hinblick auf den weiteren Verlauf der Saison betont er, dass „wir arbeiten wollen. Wir sind motiviert“. Aber es brauche ein besseres Krisenmanagement, um aufsperren zu können, „wir brauchen Lösungen“. Und auch zusätzliche (finanzielle) Unterstützungen erwartet er sich.