Kästle erwartet Umsatzrückgänge

Nachfrage nach Touren- und Langlaufski dürfte aber ansteigen.
Der Skihersteller Kästle mit Vorarlberger Wurzeln und tschechischem Eigentümer erwartet für die Wintersaison 2020/21 Umsatzrückgänge im deutlich zweistelligen Prozentbereich. „Uns trifft die Pandemie-Situation sehr. Wir haben zum Teil je nach Segment auch extreme Rückgänge“, sagt Kästle-Marketingleiter Philipp Giselbrecht im wpa-Gespräch. Auf Detailzahlen wollte er sich nicht festlegen. Giselbrecht verweist stattdessen auf internationale Brancheninformationen über diverse Ski-Hersteller, die heuer je nach Sortiment zwischen 30 und 50 Prozent weniger Umsatz erzielen dürften.

Kästle wird allerdings nicht am oberen Plafonds dieser Umsatzrückgänge schrammen, sondern darunter liegen. Der Grund: Das Unternehmen setzt vor allem auf das Premium-Segment. „Dadurch werden die an die Händler gelieferten Ski nicht so oft im Verleih eingesetzt, denn dafür sind sie zu teuer. Das rechnet sich für Händler nicht“, erläutert Giselbrecht. Er schätzt, dass nur etwa 50 Prozent der Kästle-Alpin-Ski auch im Verleihgeschäft verwendet werden. Deshalb könne sich Kästle im Gegensatz zu anderen Herstellern den massiven Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf das Massengeschäft Ski-Verleih etwas entziehen. „Je weniger man mit diesem Massengeschäft zu tun hat, desto besser ist es in der aktuellen Situation.“ Kästle hat in der abgelaufenen Saison rund 25.000 Paar Ski verkauft.
Geringere Nachfrage
Giselbrecht meint, dass die Skihersteller eigentlich drei herausfordernde Ski-Saisonen haben. Da die Wintersaison 2019/20 abrupt endete, hätten viele Verleiher ihre Ski zu wenig oft an Skifahrer verliehen, als dass es sich rentiert hätte. „Dadurch bestellen viele Händler derzeit gar keine neuen Ski für den Verleih, sondern nutzen die alten. Gleichzeitig gab es keine Gelegenheit, ältere Ski abzuverkaufen“, sagt Giselbrecht. In die Skisaison 2020/21 trete man zudem mit einer deutlich geringeren Nachfrage mit vielen offenen Fragezeichen. „Niemand weiß, wann und wie lange die Seilbahnen öffnen werden, ob die Gäste in ausreichend großer Zahl zum Skifahren kommen und ob viele Menschen überhaupt neue Ski kaufen.“

Zudem stehe die Wintersaison 2021/22 unter „dunklen Vorzeichen“, meint Giselbrecht. Denn die für Skihersteller wichtige Sportartikelfachmesse Ispo in München findet Ende Jänner/Anfang Februar 2021 erstmals nur digital/online statt. „Hersteller brauchen aber die persönlichen Gespräche mit ihren Fachhändlern. Ohne reale Messe fehlt die große Masse an Kontakten mit dem Fachpublikum. Niemand kann abschätzen, wie sich das auswirkt.“
Gute Nachrichten
Es gibt aber auch gute Nachrichten. Denn heuer bringt Kästle eine komplett neue Touren-Ski-Serie (TX-Modelle) auf den Markt. Hier kooperiere man auch mit dem Österreichischen Bergführer-Verband bei der Erstellung von Video-Episoden zum Thema „How to Ski Tour“. Die Touren-Ski würden bereits die zweitstärkste Linie im Kästle-Sortiment darstellen. Gleichzeitig liege man bei der erst im Vorjahr gestarteten Produktion von Langlauf-Ski für heuer bereits über Plan.

Trotz der schwierigen Gesamtsituation habe es bei Kästle seit Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 keinen Tag Kurzarbeit gegeben, weder in der Produktion noch im Marketing oder im Vertriebsbereich. Demnächst soll auch der erste „Kästle Brand Store“ in Kitzbühel eröffnet werden. Kästle beschäftigt in Vorarlberg rund 50 Mitarbeiter. Der Großteil der Produktion findet an Standorten des tschechischen Eigentümers ConsilSport in Tschechien statt.
Günther Bitschnau/wpa