Unsicherheit, aber Optimismus

Prognosen für Weihnachtsgeschäft schwierig wie nie.
„Das ist sonst schon schwer zu sagen. Heuer ist es noch viel schwerer“, sagt Michael Tagwerker, Spartengeschäftsführer Handel in der Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV), auf die Frage nach den Erwartungen an das diesjährige Weihnachtsgeschäft. In dieser Zeit, also vor Weihnachten, werden im Einzelhandel traditionell die höchsten Umsätze erzielt. In den nächsten Tagen soll auch die diesbezügliche jährliche Umfrage der KMU Forschung Austria veröffentlicht werden, erzählt Tagwerker und weiter: „Ich getrau mich heuer gar nichts dazu zu sagen.“
Studie zum Weihnachtsgeschäft
Vom Zimbapark in Bürs kam indes vorvergangene Woche eine Aussendung, in der über eine aktuelle Studie informiert wurde, die das Einkaufsverhalten der Österreicher für Weihnachten zum Inhalt hat. In Auftrag gegeben wurde sie vom Betreiber des Einkaufszentrums, den SES Spar European Shopping Centers.
Dieser Studie zufolge wird rund ein Viertel (24 Prozent) jener, die den Kauf von Weihnachtsgeschenken planen, bis Ende Oktober mit den Einkäufen begonnen haben. Zehn Prozent davon gaben an, bereits im September Geschenke gekauft zu haben. Zwei Drittel der Bevölkerung wollen heuer bis zu 500 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben, ein Viertel sogar mehr als 500 Euro.
Walter Simma, Center-Manager des Zimbaparks, wird dazu folgendermaßen zitiert: „Die Studienergebnisse bestätigen die Wahrnehmung unserer Shoppartner im Haus: Im Zimbapark hat das Weihnachtsshopping schon seit einiger Zeit begonnen, die Sortimente dafür sind schon im Haus.“

Einiges gespart
Laut der KMU-Umfrage der Wirtschaftskammer waren es in den vergangenen Jahren immer rund 360 Euro pro Kopf, die die Vorarlberger für Geschenke ausgeben wollten. Tagwerker kann sich – in Hinblick auf die SES-Studie – schon vorstellen, dass es heuer mehr sein könnten, weil die Leute teilweise doch einiges gespart hätten, da sie etwa nicht in Urlaub gefahren sind. „Es kann also schon sein, dass sie mehr in Geschenke investieren.“
Eine Frage werde natürlich sein, wie groß der Anteil des Onlinehandels sein werde, so der Spartengeschäftsführer und: „Gibt es eine Situation, die Shopping lustvoll machen kann?“, verweist er auf den nicht unerheblichen psychologischen Aspekt des Einkaufens. Zugleich hofft Tagwerker, dass die Appelle, im Land zu kaufen, bei den Menschen ankommen.

„Dramatisch“
Nicht alle Bereiche des Handels leiden bekanntlich gleichermaßen unter der Krise. Große Einbrüche hat aber etwa der gesamte Lifestyle-Bereich erlebt, der gerade auch zu Weihnachten seine Hochsaison erlebt. „Wenn der und auch andere Bereiche nicht ein halbwegs normales Weihnachtsgeschäft haben, wird es sehr dramatisch“, sagt Tagwerker, der trotzdem dafür plädiert, optimistisch zu bleiben. „Es tut sich so viel, dass sich schnell wieder alles ändern kann“, meint er.
„Es wird anders werden“, sagt Manfred Böhmwalder, Geschäftsführer der Wirtschaftsgemeinschaft Götzis und Obmann von „Wirtschaft amKumma“, in Hinblick auf das heurige Weihnachtsgeschäft. Mit anders meint er vor allem persönlicher, aber zugleich auch sicher, erläutert er. Die Geschäfte hätten etwa geschaut, dass sie besondere Waren im Angebot hätten: „Wir setzen auf Flair und nicht auf Masse“, so Böhmwalder. Umsatz sei zwar wichtig, aber nicht das Allerwichtigste, betont der Wige-Geschäftsführer.

Regionalität
Böhmwalder ist zuversichtlich, dass es „ein vernünftiges Weihnachtsgeschäft“ geben wird. Diese Zuversicht rühre auch aus der Erfahrung, dass der persönliche Kontakt den Kunden in den vergangenen Monaten wichtiger geworden sei, erzählt er. Und: „Regionalität ist ein zentrales Thema.“
Die Menschen hätten festgestellt, wie wichtig Nahversorgung nicht nur im Lebensmittelbereich, sondern auch in allen anderen Bereichen sei, sagt Böhmwalder. So hätten etwa viele während des ersten Lockdowns erkannt, wie trostlos die Zentren seien, wenn die Geschäfte geschlossen sind.
Große Nachfrage
Ein gewisser Anteil am Geschäft werde zwar immer ins Internet abwandern, aber das bewusste Einkaufen nehme zu, ist der Götzner Wige-Geschäftsführer überzeugt. Als Indiz dafür wertet er auch das Interesse an den regionalen Einkaufsgutscheinen, die in der Kummenbergregion bei über 180 Betrieben eingelöst werden können. Nach einem Einbruch im Frühjahr sei die Nachfrage stark gestiegen – und mittlerweile schon wieder auf dem Vorjahresniveau.
„Wir sind optimitisch“
Eine Einschätzung des Weihnachtsgeschäfts hält auch Wiebke Meyer vom Stadtmarketing in Bludenz in diesem Jahr für „unmöglich“. „Wir schauen aber, dass wir die Geschäfte bestmöglich unterstützen“, erklärt sie. So werde etwa wie schon im Frühjahr versucht, das Bewusstsein der Kunden für Regionalität zu schärfen. „Aber wir sind optimistisch“, betont sie.
„Sehr gute“ Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft hat Mario Sieber, Vizeobmann der Werbegemeinschaft Feldkirch und Inhaber eines Spielwarengeschäfts in der Montfortstadt. Mit einer Einschränkung: Die Sorge sei derzeit groß, dass es auch zu einem Lockdown mit Schließung der Geschäfte kommt. „Das wäre für den Einzelhandel dramatisch, und ich kenne viele, die das nicht mehr schaffen würden“, sagt er.

Laut Sieber würden durchschnittlich etwa 35 Prozent des Jahresumsatzes im Weihnachtsgeschäft gemacht. Daher hofft er, dass die Kunden auch regional einkaufen und nicht ins Internet abwandern. Er selbst habe zuletzt viele neue Kunden gehabt, die auch sagen, dass sie bewusst den regionalen Handel stärken wollen, erzählt er. Ein Zeichen, das Mut macht.