Über den Zustand der Welt

Ausstellung „Global Shift – Die Welt im Wandel“ im Magazin 4
Wie verändert Technologie unsere Gesellschaft, uns Menschen? Das ist das zentrale Thema der Ausstellung „Global Shift – Die Welt am Wandel“, die ab Samstag im Magazin 4 in Bregenz zu sehen ist. Sie ist, wie schon eine Schau im Vorjahr, eine Koproduktion mit der Ars Electronica in Linz und zeigt auf interaktive und sehr kurzweilige Weise auf, wo die Menschheit aktuell steht. Gestern wurde sie von Bürgermeister Markus Linhart, Kulturamtsleiterin Jutta Dieing und Michael Mondria von der Ars Electronica im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert.
Drei Teile
Dramaturgisch ist sie in drei Bereiche gegliedert, formal wird größtenteils mit Bildschirmen und Plakaten bzw. Infotafeln gearbeitet. Angesprochen werden sollen vor allem Kinder und Jugendliche. Bei dieser Altersgruppe habe schon die letztjähriges Ausstellung ein enormes, über den Erwartungen liegendes Echo hervorgerufen, teilten die Verantwortlichen gestern mit.

Der erste Teil dreht sich um die Erde, wobei das durchaus wörtlich verstanden werden kann. Auf einer auf den Boden projizierten rotierenden Erde können die verschiedenen Sphären eingestellt werden. Dadurch werden etwa die Meeresströmungen innerhalb eines Monats sichtbar.
Perspektiven
Corona-tauglich funktioniert ein Teil über Sensoren, sodass die Bildschirme nicht berührt werden müssen. Auf drei weiteren Leuchtbildschirmen werden Perspektiven auf die Welt geliefert – auf Österreich, Europa und global. Hier können verschiedene Aspekte aufgerufen werden. So erfährt man etwa, dass die Hälfte der isländischen Bevölkerung an Elfen glaubt.

Spannend aufbereitet wird der Gletscherschwund, der beispielhaft für andere Aspekte des Klimawandels stehe, wie Mondria erklärte. Auf ein dreidimensionales, reliefartiges Modell vom Großglocknergebiet werden verschiedene Informationen projiziert, unter anderem wird auch der Gletscherrückgang sichtbar gemacht. Den sieht man auch auf einem Panoramabild des Ochsentaler Gletschers, wenn man sich ihm von verschiedenen Seiten nähert.
Klimageschichten
Unter dem Titel „Wir sind Klima“ werden Vorarlberger Klimaprojekte vorgestellt und vor allem Kinder dazu aufgefordert, ihre „Klimageschichte“ zu erzählen oder zu zeichnen. Diese sollen dann ausgewertet werden, wie Dieing erklärte. „Das ist eine Zielgruppe, die wir sonst kaum oder nicht erreichen“, stellte Mondria dazu fest.

Im zweiten Teil mit dem Titel „Generation Global“ geht es um Vernetzung unter verschiedenen Blickwinkeln. So wird zum Beispiel der 24-Stunden-Tag eines vernetzten Menschen, „die wir alle sind“ (Mondria), gezeigt. Nachschauen kann man etwa auch, wo die Daten, die rund um die Uhr gesammelt werden, sind und wie sie weitergeleitet werden.
Wo stehen wir?
„Es geht darum zu verstehen, wo wir gerade stehen und wohin wir uns bewegen müssen“, erläuterte Mondria die Intention. Ein Aspekt widmet sich auch der sogenannten Künstlichen Intelligenz – mit verblüffenden Beispielen zum Ausprobieren. So kann etwa geraten werden, ob auf Fotos abgebildete Menschen real sind oder künstlich geschaffen wurden.

„Globaler Wandel“, der dritte Teil, „bringt uns in die Gegenwart“, so Mondria. „Panoptikum“ heißt hier eine Station, bei der zwischen Mensch, Technologie und Stadt ausgewählt werden kann und jeweils verschiedene Geschichten anhand von Bildern und Texten erzählt werden. Rein analog ist ein großes Plakat, auf dem Weltkarten anhand statistischer Daten aufbereitet wurden. Da erfährt man unter anderem, dass vor allem Menschen in Afrika und Asien keinen Zugang zu Elektrizität haben und dass die Fridays-for-Future-Bewegung nur in Europa und in Teilen Nordamerikas eine größere Rolle spielt. Hier stelle sich die Frage nach dem Warum, sagte Mondria. Und: „Es geht darum, auf Dinge aufmerksam zu machen.“
Berufswünsche
Auf einer Tafel sind indes 55 Berufe aufgelistet, klassische, neue und noch nicht existente. Dazu gibt es nach Altersgruppen aufgeteilte verschiedenfarbige Wollknäuel, mit denen die zwei für den jeweiligen Betrachter interessantesten Berufe verbunden werden können. Detail am Rande: Dass es sich bei „Politiker“ um einen Berufswunsch handeln könnte, hielte Bürgermeister Markus Linhart gestern für einen Fake.

Insgesamt ist „Global Shift – Die Welt im Wandel“ eine überaus spannende Schau, die eine Vielzahl an Aspekten anreißt, die den Zustand unserer Welt und unserer Gesellschaft bestimmen und beschreiben. Themen, die zum Nachdenken und Weiterdiskutieren anregen – hingehen, anschauen und ausprobieren.
Die Bregenzer Ausstellung wird auch Teil des diesjährigen Ars Electronica Festivals nächste Woche sein. In diesem Rahmen kann sie digital besucht werden.
Eröffnung „Global Shift – Die Welt im Wandel“: Samstag, 5. September, 16 bis 21 Uhr, Magazin 4, Bregenz. Bis 30. April 2021. Dienstag bis Sonntag, 14 bis 18 Uhr.